Hier beschreibe ich meine Eindrücke und Erfahrung aus und in Togo. Ich gebe diese subjektiv wider und stelle nur meine Sicht der Dinge dar.
Ich freue mich, dass ihr euch dafür interessiert und hoffe, dass es nicht langweilig wird ;)

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Neue Familie

Meine Lieben,
es hat sich auch noch etwas anderes bei mir ereignet: Ich habe zum 1. Dezember hin die Familie gewechselt. Warum, fragt ihr euch jetzt? Nein, das macht man normalerweise nicht, doch mir war meine alte Familie, kurz gesagt, zu europäisch und nicht das, wofür ich hergekommen bin. Deshalb habe ich direkt am Anfang der Organisation und der Familie gesagt, dass ich gerne wechseln möchte. Das hat dann etwas länger gedauert, sodass ich jetzt umgezogen bin. Trotzdem arbeite ich noch weiterhin in der alten „Familie“. Das war am Anfang etwas komisch aber jetzt hat sich das so langsam eingespielt und es funktioniert eigentlich ganz gut.
Die jetzige Familie besteht „nur“ aus einer Mutter, Béa, und einem 17-jährigen Sohn, Jean. Die Schwester ist in Lomé und studiert. Mit beiden verstehe ich mich sehr gut und da wir nur zu dritt sind, ist alles ganz unkompliziert und ich fühle mich gut aufgenommen.
Das ist mein neues Zuhause:
Da meine Mama Schneiderin ist, befindet sich die Schneiderei direkt vorne hinter der roten Tür im gelben Haus. Das ist immer sehr cool, ihr und ihren Lehrlingen bei der Arbeit zuzusehen, da da immer sehr schöne Kleider entstehen. Leider haben sie im Moment wegen Weihnachten sehr viel zu tun, sodass sie auch mal bis nachts um Mitternacht arbeiten. Ich hoffe, nach diesem ganzen Stress auch mal die Nähmaschinen (mit Fußantrieb) ausprobieren zu können und eigene Kleider in Auftrag geben zu können.
Wenn man durch die Schneiderei geht, kommt man in den Innenhof.

Direkt links, wo die offene Tür mit Fliegengitter ist, geht es in mein Zimmer.

Es ist schön groß und ich habe mich direkt häuslich eingerichtet. Mittlerweile hängen auch Fotos an der Wand. Ich habe sogar ein Bad im Zimmer:

Das ist sehr praktisch, doch auch ein ziemlicher Luxus, den nicht jeder Freiwilliger hat ;)
Wenn man dann weiter durch den Hof geht, kommt links, angrenzend an mein Zimmer die Küche:
Hier helfe ich oft Jean beim Kochen oder mache mir selbst Wasser fürs Frühstück warm. Wir kochen mit Gas, wie man sieht, aber in den meisten anderen Familien wird mit Kohle gekocht. Ich denke für drei Personen ist es einfach viel effizienter mit Gas zu kochen, deswegen machen wir das so.
Im Hof geradeaus(in dem Haus mit dem Fenster) ist dann das eigentliche Wohnhaus mit den Zimmer der Mutter, des Bruders, einem Bad und einem Wohnzimmer:
 mit angrenzendem Esstisch.
Das wäre dann das Haus. Dazu gehören noch 2 Hunde und mehrere Hühner.
Im Moment wird ein Brunnen hinter dem Wohnhaus gebaut, da es momentan noch keinen im Hof gibt und es doch etwas mühsam ist, alle 2 Tage Wasser zu holen ;) Es gibt dann ein Bild, wenn dieser fertig ist.

So, das war erstmal mein neues Umfeld.
Morgen geht es auf Richtung Norden. Ich freue mich schon sehr und bin sehr gespannt, was ich so erleben werde. Ein Bericht folgt !

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Ein Wochenende Hauptstadtflair

Das vorletzte Wochenende (22.11-25.11.) hatte der GIZ Beauftragte für Togo, Herr Teck, alle weltwärts-Freiwilligen in Togo zu einer Grillparty bei sich zu Hause eingeladen, damit wir uns mal alle kennen lernen. Ich fand das eine sehr gute Idee und so bin ich mit den anderen Freiwilligen aus Kpalimé, mit den ich sonst am Wochenende auch immer was mache, am Freitag nachmittag losgefahren nach Lomé.
Nach Lomé reist man am besten mit dem Auto. Das sind meistens Privatleute, die sowieso nach Lomé fahren und dann Mitfahrer suchen, um etwas dazu zu verdienen. Damit es sich aber richtig lohnt, werden die Autos auch wirklich voll gemacht, das heißt auf den Beifahrersitz zwei Personen und hinten vier. Manchmal kommt noch ein Baby dazu. So sind wir 6 Freiwilligen dann glücklicherweise alle in einem Auto nach Lomé gefahren.  Hat ungefähr 1,5 Stunden gedauert und mich 2000 CFA gekostet also 3,5 Euro. Das war eine lustige Autofahrt!
Da die Grillparty bei Herrn Teck zu Hause statt fand, haben wir uns direkt dorthin fahren lassen. Das war äußerst interessant, denn er wohnt in dem Ausländerviertel (so glaube ich) von Lomé. Dieses war mit einer Schranke bewacht und an jedem Haus gab es einen Wachmann. Es gab nicht den üblichen Straßenverkauf und Trubel auf der Straße und es waren ungewohnt viele dicke Autos unterwegs sowie Weiße. Das war echt krass und ich fühlte mich, wie in einer anderen Welt und nicht mehr in Togo. Mir war echt unwohl und irgendwie war das sehr irreal. Auch das Haus von Herrn Teck war sehr luxuriös mit eigenem Pool, schönem großen Haus und Angestellten. Es gab sehr gutes europäisches Essen. Die Nacht habe ich mit 5 anderen Freiwilligen bei Herrn Teck im Gästezimmer auf dem Boden verbracht und am Morgen erwartete uns ein super Frühstück mit selbstgemachten Croissants, Kaffee, Obst, Nutella und Milch. Es war wie in einem 5-Sterne-Hotel. Doch ich war dann froh als wir nach dem Frühstück aufgebrochen sind und wieder in das „normale“ und aufregendere Lomé gegangen sind. Zusammenfassend war die Feier sehr nett und ich fand es eine sehr gute Idee von Herrn Teck. Ich habe aber leider nicht mit allen (50) Freiwilligen reden können. Doch jetzt im Nachhinein bin ich sehr sehr zufrieden mit den 16 Freiwilligen, die mit mir bei der selben Organisation sind und mit denen ich sehr viel mache, und ich liebe sie sehr :) Denn da waren auch echt komische Leute dabei, bei denen ich mich gefragt habe, was sie in Togo wollen und mit welchen Einstellungen sie hier hingekommen sind.

Wieder raus aus dem Viertel ging es für 9 von unserer Gruppe (die Freiwilligen in der gleichen Organisation mit mir, mit denen ich sehr viel zusammen mache) zu einem togolesischen ASTOVOT - Freiwilligen, auf dessen Dach wir die Nacht verbringen sollten. Wir haben unsere Sachen dort abgeladen und ab ging es auf den Markt von Lomé.
Ich liebe einfach den Markt: man bekommt dort einfach alles, über Gemüse, Früchte, Fisch, Schuhe, Anziehsachen, Töpfe, Stoffe, Kekse, Koffer, Schmuck, Hygieneartikel und vieles mehr. Es ist wie ein riesen Kaufhaus. Der Markt in Lomé ist auch echt seeeehhhr groß mit vielen kleinen engen Gassen! Man kann sich gut verlaufen, auch weil es sehr trubelig ist, da es so viel Straßenverkauf gibt. Das gefällt mir aber gerade so. Wir sind also einfach nur drüber gebummelt und waren von Reizen überflutet. Was mir besonders Spaß macht, ist alles Essbare zu kaufen, was ich nicht kenne und zu probieren....das ist mein zweites Hobby geworden, auch in Kpalimé. :)
Am Nachmittag haben wir im Goetheinstitut Lomé vorbeigeschaut und uns erstmal einen leckeren Crêpe gegönnt.
Leider war das Institut geschlossen, weil Samstag war, aber sonst gibt es dort coole Veranstaltungen und eine Bibliothek und gelegentlich Ausstellungen. So haben wir uns nur ein bisschen im Hof ausgeruht.
Abends waren wir bei einem kleinen Film“festival“. Es war nicht wirklich ein Festival, da nur ein Film gezeigt wurde, doch anschließend wurde über diesen diskutiert. Im Film ging es über den generellen Fleischkonsum, vor allem in Europa, und wie das Fleisch hergestellt wird und wie viele Rohstoffe eigentlich für ein Kilo Fleisch gebraucht werden etc. Es war sehr interessant und etwas schockierend, auch wenn ich vieles doch eigentlich schon wusste. Das ganze wurde von OADEL (www.oadel.org) veranstaltet, einer Organisation, die sich dafür einsetzt, dass mehr togolesische Produkte von Togolesen gekauft wurde. Sie versucht klarzumachen, wie wichtig der lokale Absatz auch für die Bevölkerung ist. Besonders in der nachfolgenden Diskussion habe ich sehr viel über die Abhängigkeit Togos von Europa und von den ausländischen Märkten erfahren und wo die Probleme Togos im weltweiten Wettbewerb liegen. Das war sehr interessant, doch ich habe auch gemerkt, dass es noch viel zu tun gibt und dass Europas Politik doch eine gewisse Mitschuld trifft.
Im Anschluss sind wir zu einem „Grillfest“ gefahren, das man sich aber wie ein kleines Oktoberfest vorstellen kann: es gab eine Bühne mit Gesangs- und Tanzeinlagen, sowie Essens- und Getränkestände. Ich hatte das Gefühl, dass sich hier die High Society Lomés und die Neureichen treffen. Ich fühlte mich nicht so sehr wohl in dieser Gesellschaft und war froh, als wir dann endlich zu unserem Schlafquartier aufgebrochen sind.
Es war herrlich unter freiem Himmel über den Dächern Lomés zu schlafen! Nur nachts wurde es etwas kalt. Hier unser Quartier:

Am nächsten Morgen ging es erst mal frühstücken: das war für mich Reis mit Bohnen und scharfer Soße am Straßenrand...herrlich! Ich weiß, was ihr jetzt denkt...ja man kann auch Brot mit Omelett und Kaffee etc bekommen, doch ich hatte echt Hunger und das war schnell gefunden und schnell „bestellt“. Danach ging es ab zum Strand. Doch das war leider eine längere Angelegenheit, da wir erst mit dem Auto dort eine halbe Stunde hinfahren musste, da der Strand direkt in Lomé zu hohe Wellen hat und zu viel Strömung. Aber endlich angekommen war es super schön und die Wellen waren echt krass groß aber das hat dann noch mehr Spaß gemacht. Beim Rausgehen musste ich echt aufpassen, dass ich nicht direkt wieder hereingesogen werde. Aber das Meer ist so schön warm und ich habe mich gefühlt wie im Urlaub!! Hier zwei sehr gute Freundinnen von mir (es gibt leider kein schönes Bild von mir am Strand :D )
Nach diesem entspannten Vormittag am Strand ging es wieder mit dem Auto, schön gequetscht, ab nach Kpalimé. Ich habe mich sehr gefreut, als ich dann um kurz nach fünf wieder gut im Stadtzentrum ankam und zu meiner Zufriedenheit fühlte es sich an, wie nach Hause kommen. Das war ein tolles Gefühl!

Samstag, 7. Dezember 2013

Liebe geht durch den Magen

Es ist leider im letzten Monat ziemlich viel passiert, sodass ich nicht zum Schreiben kam. Trotzdem wollte ich schon lange mal übers Essen schreiben, da ihr hoffentlich so einen besseren Eindruck bekommt. Also dann:
Generell gesehen gibt es sehr viele Kohlenhydrate und es wird ziemlich fettig und scharf gegessen. Die ganze Energie ist aber auch ziemlich nötig, da man doch viel verbraucht. Es wird mittags und abends warm gegessen und manche essen zum Frühstück auch noch die Reste vom Vorabend. Für mich gibt es aber morgens Brot mit Margarine und Tee oder Kaffee
oder Bouillie. Bouillie ist entweder Reis (wie Milchreis) oder Haferflocken (siehe Bild unten)
oder Maismehl gekocht mit heißem Wasser und Zucker. Schmeckt sehr lecker, wenn es ausreichend gesüßt ist. :)
Mittags und abends gibt es wie gesagt warm. Mein Lieblingsessen sind Bohnen (die Bohnen sind anders als bei uns...Schwarzaugenbohnen) mit Öl und darin gebratenen Zwiebeln und Gari (geröstetes Maniokmehl).
Sieht vielleicht nicht so gut aus, schmeckt aber super! Häufig gibt es Pâte (zu einer festen Masse aufgekochtes Maismehl) und dazu eine grüne Soße,
 die aus einer Art Spinat besteht und mit Fisch, Piment (für die Schärfe...wie Chilischoten), Zwiebeln etc ergänzt wird. Aber auch eine Tomatensauce oder eine Sauce aus den Palmen“nüssen“ (ich kenne das deutsche Wort nicht) gibt es oft dazu.
Ein weiteres typisches und auch traditionelles Gericht ist Foufou. Das ist gekochter Yams (eine Wurzel, die so ähnlich ist wie Kartoffeln), der zu einem zähen Brei zerstampft werden muss (das ist nicht meine Gastmutter, sondern von einer anderen Freiwilligen aber ich fand das Bild sehr gut)
Ich finde, das ist echt viel Arbeit und am Anfang habe ich mich gefragt, warum man sich das antut, aber seitdem ich regelmäßig stampfe, was mir ziemlich viel Spaß macht, weiß ich, was alle Leute so toll daran finden – nach schwerer körperlicher Arbeit schmeckt das Essen doch noch viel besser! Dazu gibt es eine klare Sauce, die aus Wasser und Öl mit Trockenfisch oder normalem Fisch oder Fleisch (Hühnchen, Ziege oder Rind), Auberginen, Piment, Zwiebeln, Okraschoten, Kohl, zermalenem Ingwer und Knoblauch etc. besteht oder eine Tomatensauce,
die aber auch eher wässrig ist mit den gleichen Zusätzen oder eine Tomatenerdnusssauce, auch mit den gleichen Zusätzen, die ich am liebsten mag. Natürlich wird das ganze mit der Hand gegessen – macht noch mehr Spaß! Danach bin ich aber immer supersatt, da Foufou doch sehr schwer und deftig ist.
Aus Yams werden auch noch weitere Gerichte zubereitet, wie zum Beispiel Koliko.
Dazu werden die Yamsstücke in Öl frittiert und mit einer öligen Tomatensauce serviert. Oder auch Yamsragout, das so ähnlich ist wie Kartoffelpüree, nur mit Stückchen und zusätzlich Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und Trockenfisch.
Generell wird viel Fisch gegessen, da Fleisch ziemlich teuer ist. Dieses gibt es nur zu besonderen Anlässen aber dann wird auch ALLES gegessen, was an dem Tier dran ist. Dank dieser Anlässe habe ich schon zusehen können wie eine Kuh, ein Hühnchen und eine Ziege geschlachtet und zubereitet wurde, denn die Tiere werden hier lebend gekauft und dann bearbeitet. Ist sehr interessant und macht Spaß und das Fleisch ist so frisch wie nie :) Doch ich fühlte mich etwas schlecht, weil ich mich mit dem Inneren der Tiere überhaupt nicht auskenne, aber hier alle sehr gut Bescheid wissen.
Des Weiteren gibt es viel Reis, z.B. mit Tomatensauce oder auch Reis mit Bohnen und einer Tomatensauce.
Auch Spaghetti gibt es hier natürlich wie überall auf der Welt sowie leckeren Salat.
Das wäre eine kleine Auswahl der Hauptgerichte.
Aber was mir noch viel besser gefällt, ist die Tatsache, dass man fast all das (hauptsächlich Reis, Nudel, Bohnen, Salat, Koliko) einfach so für kleines Geld problemlos am Strassenrand kaufen kann. Das Essen wird von Frauen, die in der Nähe der Strasse wohnen, zubereitet und an einem kleinen Stand verkauft. Am Strassenrand gibt es sowieso noch viel mehr Leckereien, bei denen ich leider oft nicht widerstehen kann – Paté (so ähnlich wie Blätterteigtaschen), Afrikatennis (frittierte Teigbällchen) (Kamera), Orangen zum Ausschlürfen, Bananenchips, Butterkekse, andere Gebäckteilchen, geröstete Erdnüsse, Bouillie, Brot, Orangen-/Zitronensaft, FanMilk (Eis in Plastiksäckchen) und vieles mehr!
Besonders gut schmecken auch die Früchte hier, von denen mir manche in Deutschland gar nicht schmecken aber hier umso besser: Ananas, Mango, Papaya, Banane, Avocado, Orange, Pampelmuse, Maracuja, Korosoll, Kokosnuss, Äpfel, Wassermelone, Guave.

Das war ein kleiner Exkurs zum Essen. Verhungern tue ich hier nicht...ich nehme eher zu, weil es mir so gut schmeckt. Naja die nächste Krankheit kommt bestimmt, dann geht das Gewicht wieder ein bisschen runter ;)